Freitag, 21. November 2008

Kurzes Newsupdate: FRELIMO hat in allen Staedten gewonnen. Ueberall mit grosser Mehrheit.
Ich war gerade in meinem neuen Projekt. Es hat den einfachen Namen Mutanhanaweru und liegt in einem Stadtteil am Rande Maputos. Ca. 40 behinderte und nichtbehinderte Kinder bis 13 Jahre. Die katholische Kirche betreibt das Heim. Bin gespannt, freu mich aber darauf und habe Hoffnung endlich Arbeit zu finden, die mir dann vielleicht auch noch Spass macht:-)
Und jetzt: Ab ins Wochenende.
Bom fim de semana para voces!

Mittwoch, 19. November 2008

VOTA SIM - VOTA SIMANGO!!

Das ist nun seit ca. zwei Wochen in Fernsehen, Zeitungen und ueberall in der Stadt zu hoeren und zu lesen. Heute sind Wahlen: Eleicaos municipial - es wird also ueberall in Mosambik der Buergermeister gewaehlt. Hier in Mosambik gibt es zwei Parteien, die FRELIMO und die RENAMO. Allerdings ist in diesem Wahlkampf nur eine einzige Partei praesent: die FRELIMO. Fuer Kommunalwahlen gibt es von der Regierung kein Geld fuer den Wahlkampf. RENAMO hat kein Geld, deshalb ist von dieser Partei auch niergends etwas zu sehen. FRELIMO dagegen hat aufwaendige Fernsehwerbung, eine Menge Flugblaetter und Plakate, jeder zweite traegt ein T-Shirt mit dem Namen des FRELIMO-Kandidaten der Stadt (hier David Simango) und es gibt viele Wahlveranstaltungen. Welche Partei also bei diesen Wahlen gewinnen wird ist kein grosses Raetsel und so gehen viele auch nicht waehlen. Vor allem wird eigentlich in keine der beiden Parteien Hoffnungen gesetzt. Es gibt hier keine Arbeit, die Stadt ist vermuellt, sobald es regnet (und das tut es zur Zeit sehr oft) stehen die meisten Strassen unter Wasser und viele Haeuser haben kein fliessend Wasser und sind nicht an die Kanalisation angeschlossen. FRELIMO kann nichts veraendern, RENAMO aber wahrscheinlich noch weniger. Die Politiker "essen" das Geld, wie viele sagen. Haben selber grosse Haeuser und Autos, die Versprechungen die sie aber machen haben keine Loesungsansaetze der wirklichen Probleme und das Volk sieht herzlich wenig von all dem Geld das in der Politik verschwendet wird.
Immerhin war das Highlight in meiner Familie heute als der Freund meiner Gastmutter im Fernsehen zu sehen war - der ist naemlich Journalist bei der groessten Tageszeitung hier und hat, da er fuer die Rubrik Politik zustaendig ist, dementsprechend viel zu tun die Tage. dafuer hat er aber auch das ganze Haus mit schoenen FRELIMO-Aufklebern ausgestattet und vergeblich versucht meine Mutter zum waehlen zu ueberreden.
In den Chapas und in der Stadt (die heute wie ausgestorben ist - es ist mal wieder Feiertag) konnte man aber schoen sehen wer waehlen war und wer nicht - hier wird noch mit dem Fingerabdruck unterschrieben und jeder der Waehlen war hat nen blau-lilanen Finger.

In meinem Projekt geht gerade alles drunter und drueber. In der Nacht auf Freitag ist jemand eingebrochen und hat alle Computer (mit den gesamten Daten der Organisation), alle Laptops (inklusive meinem...) und den Fernseher geklaut. Es wurde mit einem Schluessel eingbrochen, also muss es jemand aus der Organisation gewesen sein. Die Stimmung ist dementsprechend und niemand traut niemandem ueber den Weg. Die Polizei ist eingeschaltet (was aber nicht unbedingt zur Beruhigung dient) und ausserdem wird nebenher noch mit irgendwelchen traditionellen Methoden ermittelt. Wie die genau aussehen sollen ist mir nicht klar (auf meine Frage hiess es nur, dass ich das nicht verstehen wuerde, da ich nicht aus Afrika sei...), aber auf jeden Fall hat das ergeben, dass es eine Frau war, die eingebrochen ist. Unter den zahlreichen Mitgliedern der Organisation sind drei Frauen (ein schoenes Beispiel fuer die Geschlechterverteilung hier...), aber viele Maenner. Verdaechtigt werden aber nun nur diese drei. Ziemlich unfair, die haben keine Chance sich zu wehren. Eigentlich habe ich Afrika insgesamt fuer modern gehalten, aber dieser Vorfall kratzt doch sehr an diesem Bild...

Dieser Organisation werde ich aber nun sowieso erstmal den Ruecken kehren. NAch der permanenten Unter- (bzw. Nicht-)beschaeftigung habe ich mich nun richtig beschwert und das mit Erfolg. Obwohl unser Chef ganz schoen auf die Traenendruese gedrueckt hat, habe ich mich mit meiner Aussage nichts zu tun zu haben und auch keine Hoffnung mehr darauf zu haben gehalten und kann nun ab Montag in ein neues Projekt. Was es genau ist, weiss ich jetzt noch nicht, vermutlich ein Kinderheim fuer behinderte Kinder. Genaueres erfahr ich Freitag und ab Montag kann ich dann hoffentlich endlich mit Arbeiten anfangen. Ich bin gespannt und freu mich darauf in Kuerze hoffentlich nicht mehr mir Morgen fuer Morgen um die Ohren schlagen zu muessen...

Dienstag, 4. November 2008


Mit diesem Bild moechte ich nun mal liebe Gruesse in das schon verschneite Deutschland schicken!! Die Nachricht, dass es in Deutschland geschneit hat, hat mir einen Tag lang beste Laune beschert, weil ich doch hier nun wahrscheinlich mein erstes Jahr ohne Schnee erlebe! Aus lauter Freude bin ich dann am Wochenende an den Strand Ponta do Ouro, im Sueden Mosambiks, gefahre und habe mir den tollsten Sonnenbrand ueberhaupt geholt. Leider geht meine Rechnung nicht ganz auf, meine Haut ist noch immer nicht sonnenfest und trotz Sonnenschutz komme ich immer wieder knallerot zurueck nach Hause, um mich dort dann bestaunen zu lassen. Inzwischen hat meine Familie immerhin verstanden, dass Sonnenbrand ganz schoen weh tut und es deshalb nicht so toll ist, wenn jeder mal anfasst...
Mit meiner Familie verstehe ich mich immer besser, so langsam kann ich auch mehr mit ihnen kommunizieren. Vor allem mit meiner 18-jaehrigen Schwester Vivi komme ich immer besser aus.
In meiner Familie haben alle Angst davor alleine in einem Zimmer zu schlafen. Normalerweise sind meine zwei Schwestern mit mir in einem Zimmer (die legen sich abends eine Matratze auf den Boden). Meine zwei Brueder schlafen in einem anderen Zimmer. Wenn nun aber einer der beiden nicht da ist, kommt der andere auch noch mit in mein Zimmer. Dann schlafen sie also zu dritt auf einer kleinen Matratze, aber trotzdem ist es allen lieber, als alleine in einem grossen Bett zu schlafen. Manchmal waren es auch schon alle vier, da mein kleiner Gastbruder unbedingt mit mir in einem Zimmer schlafen, mein anderer Gastbruder aber nicht alleine bleiben wollte.
So eng koennte ich nicht leben, aber so lange man mir mein Bett laesst bin ich gluecklich.
Hier in Mosambik sitzt gerade alle Welt an den Examen. Die Bildungs- und Arbeitschancen sind hier sehr schlecht. Pruefungen bestehen zum grossen Teil nur aus Multiple-choice-Aufgaben und selbst bei gutem Abschneiden am ende der Schullaufbahn hat man nur sehr schlechte Chancen. In Mosambik gibt es nur eine stattliche Universitaet, in die zu kommen es fast unmoeglich ist. Es gibt einige private Universitaeten, die sind aber fuer die meisten Leute zu teuer. Nur ein Prozent der Mosambikaner studiert!
Auch die Moeglichkeiten Arbeit zu finden sind sehr begrenzt. Die Bevoelkerung explodiert, aber Arbeit gibt es nicht. Die meisten Menschen sind arbeitslos und fuer junge Menschen ist es sehr sehr schwierig einen Job zu finden. Und selbst wenn jemand Arbeit hat, ist diese sehr schlecht bezahlt. Deshalb suchen total viele junge Leute Arbeit im Ausland. Da beginnt dann aber schon das naechste Problem: das Visum. Kein industrialisiertes Land will den Afrikanern Visa geben. Neben zahlreichen Gesundheitstests (die man ja durchaus noch rechtfertigen kann...) werden noch eine Menge an Anforderungen gestellt. Wenn man bedenkt, dass wir fuer unser Visum hier nur einen Antrag gestellt und entsprechend Geld gezahlt haben ist das doch richtig unfair.
Letztes Wochenende war hier ein Spektakel mit viel Musik. Durch Zufall bin ich mit einer Freundin in den VIP-Bereich gekommen. Dort waren fast nur Weisse und auch auf der Buehne, als Veranstalter und Wohltaeter sind viele Weisse aufgetreten. Ich habe mich dabei irgendwie komisch gefuehlt, die Rollen waren doch so klar verteilt in diesem Moment: Die guten reichen Weissen helfen den armen Schwarzen auf die Beine.
So merkt man doch immer wieder, wie ungerecht die Dinge auf dieser Welt verteilt sind. Hier bekommt man es immer wieder zu spueren. Aber trotzdem sind die Menschen hier offener, froehlicher und total hilfsbereit. Es herrscht eben noch ein ganz anderes Gefuehl der Zusammengehoerigkeit.