Dienstag, 4. November 2008


Mit diesem Bild moechte ich nun mal liebe Gruesse in das schon verschneite Deutschland schicken!! Die Nachricht, dass es in Deutschland geschneit hat, hat mir einen Tag lang beste Laune beschert, weil ich doch hier nun wahrscheinlich mein erstes Jahr ohne Schnee erlebe! Aus lauter Freude bin ich dann am Wochenende an den Strand Ponta do Ouro, im Sueden Mosambiks, gefahre und habe mir den tollsten Sonnenbrand ueberhaupt geholt. Leider geht meine Rechnung nicht ganz auf, meine Haut ist noch immer nicht sonnenfest und trotz Sonnenschutz komme ich immer wieder knallerot zurueck nach Hause, um mich dort dann bestaunen zu lassen. Inzwischen hat meine Familie immerhin verstanden, dass Sonnenbrand ganz schoen weh tut und es deshalb nicht so toll ist, wenn jeder mal anfasst...
Mit meiner Familie verstehe ich mich immer besser, so langsam kann ich auch mehr mit ihnen kommunizieren. Vor allem mit meiner 18-jaehrigen Schwester Vivi komme ich immer besser aus.
In meiner Familie haben alle Angst davor alleine in einem Zimmer zu schlafen. Normalerweise sind meine zwei Schwestern mit mir in einem Zimmer (die legen sich abends eine Matratze auf den Boden). Meine zwei Brueder schlafen in einem anderen Zimmer. Wenn nun aber einer der beiden nicht da ist, kommt der andere auch noch mit in mein Zimmer. Dann schlafen sie also zu dritt auf einer kleinen Matratze, aber trotzdem ist es allen lieber, als alleine in einem grossen Bett zu schlafen. Manchmal waren es auch schon alle vier, da mein kleiner Gastbruder unbedingt mit mir in einem Zimmer schlafen, mein anderer Gastbruder aber nicht alleine bleiben wollte.
So eng koennte ich nicht leben, aber so lange man mir mein Bett laesst bin ich gluecklich.
Hier in Mosambik sitzt gerade alle Welt an den Examen. Die Bildungs- und Arbeitschancen sind hier sehr schlecht. Pruefungen bestehen zum grossen Teil nur aus Multiple-choice-Aufgaben und selbst bei gutem Abschneiden am ende der Schullaufbahn hat man nur sehr schlechte Chancen. In Mosambik gibt es nur eine stattliche Universitaet, in die zu kommen es fast unmoeglich ist. Es gibt einige private Universitaeten, die sind aber fuer die meisten Leute zu teuer. Nur ein Prozent der Mosambikaner studiert!
Auch die Moeglichkeiten Arbeit zu finden sind sehr begrenzt. Die Bevoelkerung explodiert, aber Arbeit gibt es nicht. Die meisten Menschen sind arbeitslos und fuer junge Menschen ist es sehr sehr schwierig einen Job zu finden. Und selbst wenn jemand Arbeit hat, ist diese sehr schlecht bezahlt. Deshalb suchen total viele junge Leute Arbeit im Ausland. Da beginnt dann aber schon das naechste Problem: das Visum. Kein industrialisiertes Land will den Afrikanern Visa geben. Neben zahlreichen Gesundheitstests (die man ja durchaus noch rechtfertigen kann...) werden noch eine Menge an Anforderungen gestellt. Wenn man bedenkt, dass wir fuer unser Visum hier nur einen Antrag gestellt und entsprechend Geld gezahlt haben ist das doch richtig unfair.
Letztes Wochenende war hier ein Spektakel mit viel Musik. Durch Zufall bin ich mit einer Freundin in den VIP-Bereich gekommen. Dort waren fast nur Weisse und auch auf der Buehne, als Veranstalter und Wohltaeter sind viele Weisse aufgetreten. Ich habe mich dabei irgendwie komisch gefuehlt, die Rollen waren doch so klar verteilt in diesem Moment: Die guten reichen Weissen helfen den armen Schwarzen auf die Beine.
So merkt man doch immer wieder, wie ungerecht die Dinge auf dieser Welt verteilt sind. Hier bekommt man es immer wieder zu spueren. Aber trotzdem sind die Menschen hier offener, froehlicher und total hilfsbereit. Es herrscht eben noch ein ganz anderes Gefuehl der Zusammengehoerigkeit.

2 Kommentare:

Vaddrvoalbra hat gesagt…

Deine Berichte sind super! Informativ, engagiert und nachdenklich. Schön auch, deass du dich so gut eingelebt hast. 4 Leute in einem Zimmer, das kenne ich sonst nur aus dem Seminar und aus Jugendherbergen. Heute wäre ich dank meines Geschnarchels sicher bald alleine. Das ist bestimmt noch unheimlicher für andere als Einsamkeit im großen Bett!

Jonathan Schnülz hat gesagt…

Ja, das wollte ich an sich auch nachfragen, wie denn so die Schnarchsituation bei euch ist.
Sehr lobenswert ist natürlich dein Sonnenbrand zur Veranschaulichung mitteleuropäischer Hautprobleme, quasi als Erlebnispädagogik. Aber gibt es nicht irgendeinen Rossmann oder dm oder Schlecker mit Sonnenmilch für leichter pigmentierte Menschen? Müsste doch, die sitzen ja selbst in Usti.