Dienstag, 28. April 2009

Die Zeit vergeht wie im Fluge. Und zwar sowohl im Hinblick auf das jahr, als auch tagtaeglich. So passiert es mir doch immer und immer wieder, dass ich, mit ein bisschen Glueck, 10min, aber schon eher ne halbe Stunde oder viel mehr gesagt eine Stunde und aufwaerts zu spaet komme. Andauernd gehe ich hier mit einem schlechten gewissen durch die Welt, denke daran, dass ich auch mal ein zuverlaessiger Mensch war und habe inzwischen alle Phrasen drauf, um schnell ne SMS zu schreiben: Bin auf dem Weg, sitz im Chapa, das Chapa hat ne Panne, das Chapa kommt nicht, das Chapa hat kein Platz, ... . Und echt mosambikanisch schreibe ich diese SMS auch von allen Orten. Von daheim, im Cafe, bei Freunden und manchmal sogar wirklich vom Chapa oder einer Haltestelle aus. Also bitte. Wenn ich zurueckkomme seid etwas nachsichtig mit mir, kommt zu verabredeten Terminen einfach eine Stunde spaeter oder erzieht mich einfach wieder neu.
Und auch so andere Dinge lerne ich mehr und mehr dazu. Nach anfaenglichem Ekel bin ich inzwischen begeisterte Nachttopfbenutzerin, ein Feuer um morgens tee zu machen braucht ungefaehr 10 min (kohle anzuenden und Wasser kochen), vorausgesetz man stellt das Ding gut in den wind, wasserholen ist, wenn man es sich nicht auf den Kopf stellen kann, wirklich anstrengend, und sobald man sich etwas auf den Kopf stellt bekommt man Rueckenschmerzen (und auf Dauer glaub ein Hohlkreuz...).
Ja, aber immerhin habe ich inzwischen auch neue Arbeit. Arbeite wieder in zwei Projekten. Morgens gebe ich Englischunterricht in einem Stadtviertel ziemlich ausserhalb (bei dem mir jeder glaubt wie leicht es ist zu spaet zu kommen. hehe). Dort sitzen ganze vier Jungen. Einer war ein Strassenjunge und lebt seit vier Monaten mit dem Verantwotlichen des Projektes zusammen. Hat da erst lesen und schreiben gelernt, und macht somit die Sache schon etwas komplizierter. Aber total liebenswert.
der Leiter meines Projektes ist etwas abgedreht. Ist in einer sehr reichen Familie geboren, danach aber freiwillig auf die Strasse gegangen um auch noch andere sachen zu lernen. Dort ist er sechs Jahre geblieben und hat dann danach ein Haus in besagtem Stadtviertel gekauft und eine Art Aufenthaltsort fuer alle Kinder gegruendet.
Gleich am ersten Wochenende sollte ich dann auch an einer Versammlung dieser Organisation teilnehmen. Sie war auf 14Uhr angesetzt. ich war um 15 Uhr da und damit die erste. Um 20Uhr bin ich dann gegangen, schon etwas beduselt, aber ohne ein Wort ueber die angesetzte Versammlung, weil zu wenig Leute gekommen sind. Dafuer kenne ich inzwischen das halbe Stadtviertel und saemtliche Lebensgeschichten (die man in Deutschland so ersteinmal finden muss...).
Mittags helfe ich bei der Orgenisation verschiedenster Veranstaltungen zum Marcha Mundial pela Paz e Nao-Violencia mit. Fragt mich nicht, wie es genau auf deutsch heisst, es soll aber ein Marsch werden, von Oktober bis Dezember durch die verschiedensten Laender mit vielen Veranstaltungen zu Gewaltfreiheit und Ruestungsabzug. ausserdem sammeln wir noch Geld fuer den bau eines Waisenhauses in Ponta do Ouro, etwas suedlich von Maputo, an der suedafrikanischen Grenze.
Die erste Veranstaltung wird fuer uns aber ein Mittagessen fuer benachteiligte Kinder (sagen wir das so im Deutschen????Ich glaube nicht...) sein, mit Musik, Tanz, Diskussion, ...
So sieht das also aus.
Inzwischen habe ich auch erfolgreich den elter-und bruederlichen Besuch ueberlebt. War im endeffekt doch sehr nett. Und ich denke denen hat es auch gefallen. wer es genau wissen will, kann vielleicht um eine Kopie der knapp 1000 Bilder umfassenden CD meiner Mutter fragen. Ja, es siehtn nicht nur so aus, sie hat wirklich SEHR viele Bilder gemacht. Aber wahrscheinlich bin ich nach diesem Jahr froh darum.
An dieser Stelle auch vielen Dank fuer die liebe Schokoladen, Nutella, tee und Gummibaerenzufuhr. Ich fuehle mich zeitenweise wie im Paradies, ist glaub nicht gelogen, dass Schokolade Glueckshormone enthaelt:-)
Ansonsten. Bei Besuchsinteresse kann man noch immer jederzeit auf mich zugehen, auch wenn sich meine Jahr hier so langsam aber sicher dem Ende zuneigt. Gerade empfinde ich das als eher traurig. Vor allem die letzten 3 Monate sind wirklich wie im Flug vergangen, um wieder einen schoenen Bogen zum Anfang zu schlagen.

3 Kommentare:

Vaddrvoalbra hat gesagt…

... aber du kommst dann schon Ende Juli, oder hängst du noch ein Jahr dran? Ein bisschen haben nämlich auch wir Heimweh nach dir, zumindest ich, der ich das Familientreffen in Maputo nur per SMS zusammen mit Dschinga hier auf der rauen Alb verfolgen konnte! Und natürlich nachträglich mithilfe der 1000-Foto-CD!!
Alles sehr eindrücklich, doch, ehrlich!
Aber hier konnte ich wenigstens meine Schnarchmaschine ans alternative Stromnetz anschließen und musste nicht vorher einen halben Tag dafür an einem Akku-Generator drehen oder sonstwelche energetischen Hilfsdienste einfordern.
Hier blühen jetzt endlich die Schlehen und Forsythien. Heute morgen war Krämermarkt, da habe ich drei deiner ehemaligen Mitschülerinnen getroffen, die sich das große Ereignis nicht entgehen lassen wollten.
Und heute Abend wurde der Maibaum gestellt mit Blasmusik, Bergbier und heißen Roten.
So wie's halt ist, hierzulande!

Jonathan Schnülz hat gesagt…

Mensch, Blasbaum und Biermusik in Zainingen, da muss es ja geradezu Mai werden.
"Benachteiligte Kinder" kann man im Deutschen wohl sagen, denke ich. Vielleicht gibt es aber auch da bereits korrektere Versionen, ich wäre ja für "herkunftsoriginell".
Und sonst klingt das ja alles sehr gut bei dir mit den neuen Projekten! Hast du die nicht allmählich alle durch in Mosambik?
Wegen der Terminprobleme immer daran denken: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben! Vermutlich hat das Leben aber Nachsicht, wenn es denn wirklich am Chapa lag...

vystupanastup hat gesagt…

ja, da ist die gute alte leben gerne mal ein wenig nachsichtiger. auch wenn man mal die u-bahn verpasst.
nachttöpfe benutzen ist hier übrigens auch sehr populär, vor allem hat sich hier in berlin erst kürzlich eine bürgerinitiative gebildet, die unterschriften dafür sammeln will, dass man endlich wieder den nachttopf aus dem fenster leeren darf. nachdem die freunde des flughafen tempelhofs im volksentscheid gescheitert sind, und jetzt versuchen, das ding als unesco-weltkulturerbe als flughafen zu halten, wäre nachttopfentleeren eine schöne komplementärhandlung dazu. mal schauen, wie viele dafür unterschreiben werden...
du siehst, gesellschaftlichem und politischen angaschemang sind auch hierzulande kaum grenzen gesetzt, sodass du sicherlich schnell wieder ein adäquates projekt finden wirst!
aber jetzt erst mal schön in mosambik weiter, ich habe ja die um 500 fotos reduzierte cd zu gesicht bekommen und bin sehr entzückt!