Mittwoch, 11. Februar 2009

Es tut mir Leid, ich kann es nicht verhindern, dass dieser Blog gerade eher an ein Reisetagebuch erinnert, als an eine schwer arbeitende Freiwillige. Diese Woche ist seit langem wieder die erste Woche, in der ich jeden Tag arbeite, die letzten drei Wochen waren vor allem von freiwilligen und unfreiwilligen Reisen gepraegt.


Hier deshalb ein kleiner Rueckblick:



Vor drei Wochen hatten wir ersteinmal unser Halbjahr-auswertungsseminar. Vier Tage haben wir in einer Nachbarstadt von Maputo verbracht. Viel versprochen habe ich mir ehrlich gesagt nichts davon. Im Endeffekt war es aber besser als gedacht. Wir sind nicht nur rumgesessen, wie beim Einfuehrungsseminar und hatten doch einige interessante Einheiten. Vor allem habe ich gemerkt, wie froh ich doch mit vielem sein kann. Es gibt Probleme hier mit Gastfamilien, die habe und hatte ich nicht ansatzweise. Also wenn mir das Seminar eins gebracht hat, dann ein bisschen Zufriedenheit mit meiner Lebenssituation hier.

Danach ging es zurueck nach Maputo. Ende der folgenden Woche habe ich dann nocheinmal einen kleinen Urlaub in Inhambane eingeschoben. Vier Tage war ich da. Unter anderem waren wir im Haus eines Suedafrikaners mitten im Nichts. Einen Abend waren wir dort, haben lecker gegessen und Musik gemacht. Leider reichen noch immer weder mein Gitarrenspiel, noch meine Trommel- oder Changana-Kenntnisse dazu aus richtig mitspielen oder singen zu koennen. Aber mit der Zeit lernt man schon genuegend zu improvisieren, um nicht nur da zu sitzen. Es war richtig schoen, da ich so einen Abend schon lange nicht mehr hatte.

Samstags war ich mit einer Kanada-Mosambik-Gruppe die gerade noch in Inhambane ist am Strand. Dort haben wir gelernt Schmuck aus Kokosnussschalen zu machen. Aus Kokosnuessen, bzw. den Palmen kann man wirklich alles machen: Schmuck, Haeuser, Daecher, Essen,...

Inhambane hat es mir angetan. Die Stadt wirkt wie eine suedeuropaeische Kleinstadt und ist etwas freundlicher als Maputo. Wie das letzte Mal ist mir danach in Maputo wieder viel mehr der ganze Dreck aufgefallen. In Inhambane ist zwar im Gegensatz zu Maputo nichts los, aber schoener ist es allemal.

Trotz allem bin ich wieder zurueck nach Maputo und in der darauffolgenden Woche hat mein Drama wegen des Visums angefangen. Meine Organisation hier schafft es leider nicht im Mindesten uns Deutschen anstaendige Visa zu besorgen. Monatlich laesst man uns irgendwo hinrennen um ein neues Visum zu beantragen. Mich haben sie diesen Monat an die Grenze geschickt. Als ich dort war hiess es aber, dass ich unmoeglich ein Visum an der Grenze holen kann. Es sei nicht der Sinn des Visums, jeden Monat ein neues zu beantragen, wenn man doch weiss, dass man eine laengere Zeit da ist, deshalb koenne ich machen was ich will, hier an der Grenze werde ich kein neues bekommen.

Das hat mir nun einen zweiten, unfreiwilligen Urlaub beschert. Da es anscheinend auch unmoeglich sei in der Stadt ein Visum zu bekommen, wenn ich nicht nen Haufen Geld fuer Tage ohne Visum zahlen will, sollte ich nun einfach einen Tag in Swaziland verbringen und ueber eine andere Grenze wieder einreisen. Das hab ich dann eben gemacht. War einen Tag die Schwester meiner Gastmutter besuchen und bin dann einen anderen Weg zurueck nach Maputo. Nun schmueckt das vierte Grenzvisum meinen Reisepass und ich warte eigentlich nur darauf bis der naechste Aerger kommt. Immerhin habe ich auf dem Rueckweg Anregung fuer ein illegales Leben bekommen. Unser Chapa hat naemlich einen Mosambikaner ohne Reisepass ueber die Grenze geschmuggelt. Sobald wir in der Grenzzone waren hat der sich unter alle Sitze verkrochen und ist tatsaechlich ohne behelligt zu werden nach Mosambik gekommen. Vielleicht war es aber auch nur der gute Wille der Grenzbeamten, ich weiss nicht, ob es wirklich nicht auffaelt, wenn in einem vollgestopften Chapa ploetzlich in der Mitte ein Sitz frei ist...

Naja. Letztes Wochenendewar ich dann mit meiner gastmutter und Verwandten etwas ausserhalb von Maputo im "Busch". Ein paar Bilder davon:

Ich habe Erdnuesse geschenkt bekommen. Hier waechst alles: Erdnuesse, Cashew, Ananas, Mais, Papaya, Zitrone, Orangen, ..... Auf dem Rueckweg vom Acker mit Mais und Kakarne auf dem Kopf. meine Gastmutter (rechts)
und ich sind barfuss durch die ganze Gegend gelaufen. Haben Nachbarhaeuser getroffen, die gerade traditionelle Getraenke hergestellt und uns Ziegenblut zum essen angeboten haeben und sich immer riesig gefreut haben, mich zu sehen. ein Molungo hier, das kommt nicht so oft vor...


Und DAS Getraenk der Saison: Kanhu. Wird aus der kanhufrucht gemacht. Anfangs ist es ziemlich suess, nach einigen Tagen wird es bitter und alkoholhaltig. So wird es eingemacht und danach getrunken. Das gibt es gerade literweise und ist solange es nicht zu bitter ist eigentlich ziemlich lecker. getrunken wird es normal aus Glaesern oder aus ausgehoehlten und getrockneten, kleinen Kuerbissen.
Jetzt ist aber endgueltig wieder Alltag eingekehrt. Schluss mit lustig und ab an die arbeit. besonders Freude bereiten mir zur Zeit die Chapas, die, weil diesen Monat die Schule wieder angefangen hat, ueberfuellter sind als sonst.
Ausserdem habe ich nun einen Changana-Kurs angefangen. Die Sprache ist schon sehr gewoehnungsbeduerftig, zumal es ueberhaupt keine einheitlichen Regeln gibt. Jeder spricht sie etwas anders, wir lernen jetzt eine Art davon, aber sobald man andere leute fragt, werden einem andere regeln erzaehlt und neue Aussprachen beigebracht.
So, fuer mich gehts jetzt zur Arbeit, oder in Changana: Nifamba tihra.
So weit also von mir. Warme und sonnige Gruesse!









3 Kommentare:

Vaddrvoalbra hat gesagt…

Mädle, Mädle, was du älles erlääbsch!
Wegen deiner Grenzgeschichten graut es deinem lebenslänglich verbeamteten Vater ja noch nachträglich! Aber Stolz und Bewunderung sind auch nicht weit!
Und nebenher, so höre ich, liebäugelst du mit Halle/Saale als Studienort. Da musst du wohl noch eine Sprachkurs in Sächsisch-Anhaltinisch einschieben.Da hat auch jeder so seine eigenen Regeln!
Hier ist es total winterlich und sau-ungemütlich. Dschinga findet's toll und wälzt sich im Schnee, ihr Herrchen steht schnatternd daneben.
Trotzdem auch von hier: warme und wärmende Grüße!

vystupanastup hat gesagt…

heidenspotz! dass ihr da mal keinen durchfall von kriegt... das sieht nach einem ausgezeichneten getränk aus! gibt's die kanhufrucht auch auf streuobstwiesen? durch die sich liebevoll vom mosambikanischen albverein gepflegte weglein vorbei an vom verschönerungsverein maputo gespendeten bänklein schlängeln? wahrscheinlich verstecken die sich auch unter dem sitz. das hört sich ja recht abenteuerlich an! aber auch schön, wie alle beschaulich nutzgegenstände aus kokosnüssen schnitzen. ich bräuchte hier noch einen dosenöffner, ein waschmittelmaß (75 und 120 ml) sowie einen dritten wohnungsschlüssel. lässt sich das einrichten? prima!

Jonathan Schnülz hat gesagt…

Genau, was schockt einen da die wildeste Hitzewelle, wenn man nachher ein leckeres, kühles und obergäriges Kahu zischen kann. Hoch d' Deggl, nei d' Zenka, morge miaßmr Wasser trenka! Oder: Das Wasser gibt dem Hornvieh Kraft, dem Menschen tuts der Kahu-Saft.
Ja, und diese Visum-Spielereien sind berüchtigt. Es soll ja manchmal schneller gehen, wenn man einen Dollarschein im Pass vergisst (hoppla), aber das kann auch ganz schön in die Hose gehen. Davon würde ich dann eher abraten.
Aber nach wie vor Respekt! Und das alles ohne Schuhe! Und multilingual! Wie der Tscheche sagt: Od pokloupu pu pokloupu kyklop kouli kouly (der Zyklop rollt die Kugel von Topfdeckel zu Topfdeckel). Tut inhaltlich nichts zur Sache, ist aber auch schwer auszusprechen.