Dienstag, 18. August 2009

...und so ist dann doch alles noch ganz schnell gegangen... Seit fast drei Wochen bin ich inzwischen wieder zu Hause. Ein komisches Gefühl...
Es war sehr schwer Abschied zu nehmen. Die letzten Wochen waren dann doch irgendwie voll. Alles musste noch erledigt werden und ich habe nocheinmal richtig die Zeit mit meiner Familie genossen. Am letzten Wochenende war ich mit meiner Gastschwester und ihrem Chor auf einem Chorwettbewerb. Sie singt im Chor ihrer Kirche und alle Jugendchöre der nazarenischen Kirche haben sich in einem Wettbewerb miteinander gemessen. War sehr schön anzuhören und noch schöner natürlich, als dann ihr Chor gewonnen hat.

Am letzten Tag gabs dann eine Art Abschiedsparty. Den ganzen Tag haben wir gekocht und vorbereitet und dann abends mit der Familie und ein paar Freunden Abschied gefeiert.Eigentlich gab es hauptsächlich viel zu trinken und viel zu Essen. Und alle haben gegessen und getrunken und sich amüsiert. So wie es sein muss.
Von meiner Familie habe ich drei Capulanas, die traditionellen Tücher, bekommen. Ich habe ihnen Photos als Erinnerung dagelassen.
Ich glaube es ist sowohl mir, als auch meiner Familie sehr schwer gefallen sich zu verabschieden. Nach einem Jahr gewöhnt man sich doch sehr aneinander und mir ist es in meiner mosambikanischen Familie immer gut gegangen.

Am nächsten Tag bin ich dann von Maputo über Johannesburg nach Kapstadt gereist. Es war mein erstes Mal in Südafrika und nach einem Jahr in Mosambik fallen einem die Gegensätze richtig auf. Südafrika, ich denke vor allem Kapstadt, wirkt sehr europäisch, oder vielleicht amerikanisch. In der Fußgängerzone in Kapstadt kam ich mir vor wie in Ulm, überall Häuser, die an holländische Städte erinnern, und sogar in den Townships hat jeder seine eigene Waschmaschine. Südafrika ist so nah und doch so anders.
Aber obwohl es in Südafrika so viele Weiße gibt, gehen die Schwarzen mit einem um, als ob man etwas ganz besonderes wäre. Viel extremer als in Maputo. Ich habe die 10 Tage in einem der Townships rund um Kapstadt gewohnt, in einem Ort also, wo es nur Schwarze gibt. Dort sind mir wildfremde Leute um den Hals gefallen, haben mir versichert wie stolz sie auf mich sind, weil ich es in ihren Ort "wage", andere sind zufällig gestolpert und haben danach lachend die Schuld auf mich geschoben, weil sie so perplex gewesen wären eine Weiße zu sehen.
Und nachts...Sobald es dämmrig wurde haben mich alle gedrängt sofort nach Hause zu gehen, mit meiner Kapuze über dem Kopf. Meine Haare nämlich verraten mich als Weiße, nur von der Gesichtsfarbe in der Dämmerung ist das nicht gleich zu erkennen, wo in Kapstadt doch viele Schwarze recht hell sind (ja, auch Schwarze werden in der Sonne dunkler und in Kapstadt war Winter...). Einmal haben wir sogar Jugendliche mit einer Pistole gesehen.
Zum Glück ist nichts passiert, aber etwas unheimlich war mir das Ganze dann schon. Und ich war froh, diese Lebenssituation kennen gelernt, meine Zeit aber doch in Maputo verbracht zu haben.

Ja, und dann bin ich auch von dort gegangen und nach einer Nacht im Flugzeug in München angekommen. Im Endeffekt hat es mich doch nicht so sehr nach Hause gezogen und so wie ich im Laufe des Jahres manchmal an Deutschland gedacht habe, denke ich jetzt an mein Mosambik und habe so etwas wie Heimweh...
Aber ich bin bestimmt nicht das letzte Mal dort gewesen.

Vielen Dank auch an alle, die mich über das Jahr hinweg aus Deutschland aus unterstützt haben.